Kunst in der Praxis

Marcos Lutyens

Ich habe Marcos während der Documenta 13 kennengelernt. Dort war er als Künstler in der Karlsaue mit einer Hypnotischen Schau vertreten. Auf der Bienale in Venedig vertrat er die Malediven. Er ist 1964 in London geboren und lebt in Los Angeles.

www.mlutyens.com

Anke Stein

Anke Stein

Als Waldorfschülerin weicht man ohnehin deutlich vom üblichen Werdegang eines klassischen Mainstream-Jugendlichen ab - da ist es kein Wunder, dass ich mich auch in Sachen beruflicher Selbstverwirklichung für eine Richtung entschieden habe, die noch heute den meisten meiner Bekannten das Schmunzeln und Lächeln ins Gesicht treibt.

Ich bin Steinmetz(in)!

Vielleicht verlangt das nach Erklärung: Es war mein Großvater väterlicherseits, der mich als etablierter und angesehener Bildhauer bereits in meinen jüngsten Jahren regelrecht infiziert hat. Die Vorstellung harten Stein - der Millionen Jahre zur Entstehung brauchte - in wenigen Stunden zu einem Kunstwerk von beeindruckender Schönheit “zurechtzustutzen” läßt mich seither nicht los. Letztendlich war es eine Art “Schnupperkurs” der Firma Thust in Balduinstein, der mich im zarten Alter von 16 Jahren endgültig mit Hammer und Meisel verheiratete. Der Weg war klar.

Die wohlbehütete Umgebung der Neuwieder Waldorfschule lies ich mit 18 hinter mir, um mich unversehends mitten in einer klassischen Männerdomäne wiederzufinden. In der Berufschule umgeben von Dachdeckern, Straßenbauern und Maurern ebnete ich mir Stück für Stück meinen Weg in Gefilde, in denen man sich landläufig nach wie vor nur schwer ein Mädchen vorstellen kann. Das Thust in seinem Unternehmen traditionell viel Wert auf weibliche Berufseinsteiger legte machte mir die Sache an meinem Arbeitsplatz in Balduinstein selbst sehr viel einfacher.

2002 schloß ich meine Ausbildung ab. Ich war Steinmetz, da gab es nichts mehr dran zu rütteln. Neben den alltäglichen Aufgaben (die sich makabrer Weise auf die Herstellung von Grabmalen fokussieren) engagierte ich mich aber schon immer besonders auch in den künstlerichen und kreativen Bereichen meines Berufes. Skulpturen und Figuren alle Größen und Arten sind und waren schon immer meine große Leidenschaft.

Durch unzählige Studiengänge und Seminare habe ich mir in den letzten Jahren viel KnowHow und Fertigkeiten angeeignet meiner Kreativität zum Ausdruck zu verhelfen. Kurse an den Kunstakademien in Essen und Trier haben mir geholfen meinen eigenen Stil zu entwickeln und zu prägen und mich neben meiner täglichen Arbeit als Steinmetz in meinem privaten Engagement als Bildhauerin zu etablieren.

übernommen von www.anke-stein.com

Gerd Petermeyer

Gerd Petermeyer wurde am 10. 07. 1951 in Essen geboren. Er studierte Malerei, Zeichnung und Fotografie bei Prof. Geiger an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 1979 lehrt Gerd Petermeyer am Gymnasium am Stoppenberg in Essen. Seine Bilder wurden bisher in zahlreichen Ausstellungen gezeigt.

Die industriell geprägte Landschaft, Relikte aus Eisen und Stahl, die durch den Strukturwandel noch nicht eingeebnet wurden, haben einen urtümlichen ästhetischen Charakter, den Gerd Petermeyer für seine Bilder entdeckt hat.

Seine fotorealistischen Ölbilder präsentieren diese Landschaften, die Kathedralen der Stahlgewinnung, die eher stillen kleinen Industriegebiete, Fragmente, wie Stillleben aus Rohren morbide verrostet. Und Menschen, die gerne an diesen Orten wohnen.

Dabei ist es nicht der historische Rückblick auf eine längst vergangene Zeit, die in diesen Bildern wohnt, sondern die Kraft einer elementaren Ästhetik und das bemerkenswerte Eigenleben der Bauwerke, sowie der Landschaften.

Die Wiedergabe dieser Wirklichkeit ist auf Grauwerte reduziert. Durch diesen Abstraktionsvorgang kann der Betrachter sich vom präzisen Lokalkolorit lösen, sich dem eigentlichen Wesen der Dinge nähern und zu diesen einen tiefen emotionalen Zugang gewinnen.

http://www.gerd-petermeyer.de/

Yvonne Petermeyer

Geboren im belgischen Turnhout absolvierte Yvonne Petermeyer eine Ausbildung als Lehrerin. In Brüssel war sie viele Jahre tätig, dort entstanden die Ölgemälde. Durch Ihren späteren Ehemann Max zog sie ins Ruhrgebiet.

Ihre Familie nahm den deutschen Ehemann herzlich auf, enge Banden wurden geknüpft.

Fritz Fröhlich

14.06.1928, Zeitz - 26.12.2006, Sofia/Bulgarien

Lehre als Farblithograph

Studium und langjährige Tätigkeit an der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig

Studienreisen durch zahlreiche Staaten des Ostblocks

Illustrator der SED-Bezirkszeitung "Freiheit" in Halle/ Saale

freischaffender Künstler in Leipzig

seine Bildwerke zierten die Ministerien und Botschaften der DDR und anderer sozialistischer Länder

1988 Auszeichnung mit dem Kunstpreis der DDR

Fritz Fröhlich begann 1946 als Zeichner und Illustrator. Malerei war in dieser Zeit unerwünscht. So lebte er von der Gebrauchsgrafik. Parallel und eher heimlich, entstehen die ersten Stilleben und Porträts.

1949 ergeht eine Weisung des zu dieser Zeit verantwortlichen russischen Kulturoffiziers Dimschitz, nach der die Malerei des 19. Jahrhunderts, wie auch die Bilder eines Menzel, abgelehnt wurden.

So verschwanden über Nacht alle Impressionisten und Expressionisten in den Asservatenkammern, einschließlich der Modernen wie Picasso. Er war nur noch erwünscht als Friedenstaube und Maler des Bildes von Guernica.

Der Höhepunkt dieser Verteufelung war 1953. Es war das Ende der bis dahin noch teilweise vorhandenen geistigen Gemeinschaft mit der Kultur in der BRD.

Bedeutende Maler wie Hofer, Dix, Bachmann, Hasselbrauch, Rosenhauer und Lachnitz, um nur einige zu nennen, verließen die DDR. Malerei im klassischen Sinne war nur noch heimlich möglich.

Auch Fröhlichs Malerei wurde immer noch abgelehnt. Nach vierjähriger Isolierung bekam er seinen ersten staatlichen Auftrag. Er sollte in einem Großgemälde die Arbeiterwelt der DDR darstellen.

1950 illustriert er unter der Leitung von Professor Max Schwimmer, Anna Seghers “Aufstand der Fischer von Santa Barbara“. Diese Arbeit aber wird vom damaligen Rektor der Hochschule, an der Fröhlich studierte, Kurt Maslow, als formalistisch beurteilt und abgelehnt. Als Folge wurde er als absolut uneinsichtig eingestuft und damit abgelehnt. Das wirkte sich wie folgt aus:

Isolierung innerhalb der Hochschule, keine öffentlichen Aufträge mehr und die Ablehnung von Ausstellungen. Der Überlebenskampf begann. Er gibt Anfang 1960 die Gebrauchsgrafik zugunsten der Malerei auf.

Es folgen ausgedehnte Studienreisen nach Usbekistan, Bulgarien und in den Ural. Auf diesen Reisen entstehen bedeutende Landschaftsbilder, von denen einige in dieser Ausstellung zu sehen sind. Als erste Anerkennung werden diese Bilder, neben Porträts und Städtebildern der DDR, erstmals im Rahmen einer großen Ausstellung, der Öffentlichkeit zugängig gemacht.

Großer Erfolg beim Publikum, aber immer noch Ablehnung in Funktionärskreisen. Er zieht sich in die innere Emigration zurück, die expressive Malerei verkümmert. Um überleben zu können, malt er großartige und in ihrer Qualität einmalige Blumenbilder und Stilleben, die er mit großem Erfolg jeweils zur Leipziger Messe an überwiegend westdeutsche Besucher verkauft.

Eine Sympathieerklärung in einem Bus in Sofia zum Prager Frühling, wird ihm fast zum Verhängnis. Wieder in Leipzig wird er angeklagt und pausenlos verhört.

Wer ihn denunziert hat, erfährt er nicht. Anschließend muß er ein politisches Bekenntnis ablegen:

Keine Identifikation mit dem Manifest der 2000 Worte und dem Prager Frühling.

Als Folge der Prager Vorgänge spürt man in der DDR ab 1970 eine gewisse Aufweichung der starren Doktrinen. Das Volk hat eine kleine Hoffnung nach dem Machtwechsel von Ulbricht zu Honnecker.

Inzwischen lebt Fröhlich von der Auftragsmalerei. Gefragt sind Industrie- und Panoramabilder sowie die Arbeitswelt in der Industrie. Abnehmer ist der Staat.

Die öffentliche – sprich staatliche Anerkennung – wird ihm immer noch versagt. Gleichwohl tauchen seine Bilder in den Botschaften der DDR und in öffentlichen Gebäuden auf. Und immer wieder nimmt der Staat Einfluß auf die Ausführung und Inhalte.

Ein Beispiel:

Bei den Berlin-Bildern muß die Marienkirche immer hinter dem Fernsehturm verschwinden. Nicht etwa, das sie nicht gemalt werden durfte; sie wurde einfach nicht gezeigt.

Man bestimmte staatlicherseits ganz einfach den Standort des Malers, und so verschwand die Marienkirche automatisch hinter dem Fernsehturm. Es ist eben alles nur eine Frage der Perspektive.

Und immer wieder müssen Bilder verändert werden. Es gibt Bilder mit bis zu sieben übermalten Motiven. Ölfarbe auf Ölfarbe auf Ölfarbe. Ich besitze ein solches Bild. Es wiegt fast 30 Kilogramm. Ein weiterer Grund war, das man ihm zwar erlaubte, Farben und Pinsel zu kaufen, nicht aber Leinwände.

Und ständig kommen Kommissionen mit bis zu 30 Leuten in sein Atelier, um zu kontrollieren und zu zensieren. Sozialkritik ist immer noch nicht erlaubt und realistische Darstellungen zerstörter Landschaften und dem Verfall preisgegebene Häuser und Straßen werden immer noch abgelehnt.

Doch Fröhlich spürt die Aufweichung; er malt das jetzt. Inzwischen ist er so bekannt – auch im Ausland – das man ihn nicht mehr so einfach ablehnen kann.

Das Angebot einer Professur an seiner Hochschule ist an Opportunismus und Wohlverhalten gebunden. Fröhlich lehnt ab.

Ehemalige Freunde wie Heisig und Sitte, die sich mit dem Regime arrangierten, hatten sich schon vor langer Zeit von ihm abgewandt. Und so besinnt er sich wieder auf seine eigenen Qualitäten und Fähigkeiten. Er malt die Wunden der Landschaften sowie die Zerstörung und den Zerfall seiner Heimatstadt Leipzig,

die Löcher und die Bindungslosigkeit in der sozialistischen Gesellschaft.

Es entstehen so dramatische Bilder wie „Ein Bagger kommt – ein Dorf geht“, „Bitter-Feld“, „Ein-Weg“, „Schwarzsonne“, „Die Erde brennt“ und so weiter.

Die Bilder sind wichtige Dokumente unserer deutschen Geschichte.

Drei Jahre vor dem Fall der Mauer erfährt Fröhlich eine längst überfällige Ehrung. Man ernennt ihn zum Staatspreisträger der DDR.