Wann wird operiert?

Jede Operation will gut abgewogen sein. Wenn die Gründe für eine Operation die möglichen Nachteile überwiegen, sollte nicht mehr lange gezögert werden. Unser Ziel ist es, Ihnen das nötige Wissen zu vermitteln um diese Entscheidung zu treffen.

Man teilt die Gründe für eine Operation (OP-Indikationen) in zwei Klassen ein:

Absolute OP Gründe:
Es existiert kein anderes Therapieverfahren, man muss operieren.

Relative OP Gründe:
Es gibt andere Therapieverfahren (z.B. konservative Verfahren). Dazu zählen auch die Operationen, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Lebensqualität dienen.

Nervenwurzel

Zwischen 2 Wirbelkörpern verlässt auf jeder Seite eine Nervenwurzel den Wirbelkanal. Die einzelnen Nervenstränge werden von der harten Hirnhaut geschützt. Das Nervenbündel besteht aus einem Gemisch von Fasern, die Informationen an das Gehirn leiten (Schmerz, Stellung der Gelenke, Gefühl) und solchen, die Befehle vom Hirn an die Muskeln leiten.

Je nach Aufgabe der Fasern sind diese unterschiedlich dick. Bei Druck auf eine Nervenwurzel werden zuerst die dünnen und empfindlichen Schmerzfasern aktiviert, man spricht von einer Nervenreizung. Bei weiterem Druck kann es zu einer Schädigung kommen, die zuerst einen Ausfall der Gefühlsfasern (Taubheit) und später auch eine Schädigung der robusten Bewegungsnerven (Lähmung) bedeutet. Jetzt können die Schmerzfasern "ihren Dienst" einstellen: "Die Schmerzen gehen, die Lähmung kommt".

fortschreitende Nervenschädigung

In der Graphik ist ein zunehmender Nervenschaden, z.B. durch einen Bandscheibenvorfall, dargestellt. Ein rückläufiger Schmerz kann ein Zeichen für einen zunehmenden Schaden sein, weil der Nerv dann nicht einmal mehr den Schmerz zu leiten vermag. (No brain, No pain)

Hier wird erneut abgestuft in:

Notfall
Dieser liegt vor bei Blasen- oder Mastdarmstörungen. Hier wird sofort eine Operation empfohlen. Wird die Operation verzögert, kann es zu schwerwiegenden, bleibenden Querschnittssymtomen kommen.

Dringliche Operation
Ist es in den letzten Stunden oder Tagen zu einer Zunahme der neurologischen Beschwerden gekommen, so wird dringlich (1-2 Tage) operiert.

Eine klassische Situation ist folgende:
Ein Patient erklärt:"Ich weiß gar nicht mehr so genau, was ich in Ihrer Praxis soll, die Schmerzen sind seit 1 Tag weg. Nur bleibe ich jetzt mit dem Fuß am Teppich hängen."

Hier liegt eine fortschreitende Nervenschädigung vor, bei der es zu einer Zerstörung der Schmerzfasern kommt und die dicken und robusteren Bewegungsnerven jetzt auch ihre Funktion einstellen.

Ein neurologischer Schaden muss nicht umgehend operiert werden, wenn er gering ausgeprägt ist und eine Chance besteht, dass er auch ohne eine Operation rückläufig ist. Das können Kribbeln oder Gefühlsstörungen sein, auch wenn die Ausfälle flüchtig sind, kann unter strenger ärztlicher Überwachung abgewartet werden.

In jedem Fall ist eine Überwachung der Symptome notwendig. So kann z.B. die Aussage lauten: Wenn die Schwäche in 1 Woche noch besteht, empfehlen wir eine zügige Operation.

Auch im Falle einer reinen Schmerzsymptomatik werde ich bei Versagen der konservativen Therapie eine Operation anbieten. Dazu besteht keine absolute Notwendigkeit, oft werden aber die Folgen der weiter bestehenden Schmerzen unterschätzt:
- Nebenwirkungen der Medikamente
- Schmerzchronifizierung
- Fehlhaltungen mit Gelenkschäden
- Verlust an Lebensqualität