Rückenschmerzen

10 goldene Regeln für den Rücken

1. Rückenschmerzen gehören zum Leben

Rückenschmerzen gehören zu Leben, spätestens seitdem sich der Mensch für den aufrechten Gang entschlossen hat. Es gibt kaum einen Menschen auf dieser Welt der keine Rückenschmerzen kennt. Und wenn, dann ist er sicher krank und hat eine sehr geringe Lebenserwartung: denn zumeist sind Schmerzen für unseren Schutz notwendig.
Ein ernste Erkrankung ist selten Ursache der Schmerzen, in 85% sind die Beschwerden harmlos und sind nach einigen Wochen vergessen, mit einer guten Behandlung noch deutlich schneller.
Über manche Dinge besteht weltweit Einigkeit :
- rein passive Behandlungen verlängern die Schmerzdauer
- je schneller die Alltagsaktivität wieder aufgenommen wird, umso kürzer die Schmerzdauer
- erst einmal sind keine Röntgenbilder erforderlich
- raus aus dem Bett, ab ins Leben

Nur wenn Anzeichen für einen sog. spezifischen Rückenschmerz wie Gewichtsverlust, Lähmungen, Gefühlstörungen, starkes Schwitzen vorliegen sind umgehende weiterführende Abklärungen erforderlich.

Aber:
jeder chronische Schmerz war einmal ein Akuter. Darum sollten auch akute, unkomplizierte Schmerzen behandelt werden.

2. Grade Sitzen? Blödsinn

Die nächste Sitzposition ist die Beste!
Falsches Sitzen gibt es nicht!

Verkäuferinnen sagen, sie kämen vom vielen Stehen,
Computerleute sagen, sie kämen vom vielen Sitzen,
und Postboten sagen, sie kämen vom vielen Laufen.

Vielleicht liegt es mehr daran, wie oder wieviel wir davon machen.

Der Mensch ist geschaffen für unbeschwerte Ausdauerbelastung und Bewegung. Er ist nicht gemacht für langes Sitzen mit gradem Rücken oder für langjährigen Leistungssport.
Das Sitzen mit gradem Rücken gut sei ist falsch. Wichtiger ist, dass Sie ständig die Sitzposition ändern: rumlümmeln, grade Sitzen, aufstehen, schräg Sitzen, runder Rücken, Arme hinter den Kopf, anlehnen, räckeln, Strecken....

Wer sich nicht bewegt oder zu viel schont hat Schmerzen.
Genauso wichtig wie die Bewegung sind die Entspannungsphasen dazwischen.

3. Es gibt keine falsche Bewegungen

Manchmal richtig die Angst vor Schmerzen mehr Schaden an als der Schmerz an sich.
Menschen, deren Leben von Angst vor einer falschen Bewegung beherrscht wird, entwickeln zwangsläufig Schmerzen. Genauso wichtig wie die Bewegung sind die Entspannungsphasen dazwischen. Ist der Körper in einer ständigen Hab-Acht-Stellung mit angespannten Muskeln werden die irgendwann weh tun.

Die Bandscheiben haben keine eigene Blutversorgung und werden mit Nährstoffen durch Bewegung versorgt. Wie ein Schwamm der ausgepresst wird und sich wieder vollsaugt.

Wenn bestimmte Bewegungen zu Beschwerden führen, so versuchen Sie es anders. Variieren Sie Ihre erlernten Bewegungsmuster. Das macht Spaß, hält auch das Gehirn fit und tut gut. Ein gutes Beispiel dafür sind die Methoden von Herrn Feldenkrais.
Eine Bandscheibe ist ein mechanisches Bauteil, wie z.B. ein Bolzen. Wenn Sie den stauchen, nach vorn verbiegen und gleichzeitig verdrehen wird er das nicht lange mitmachen. Auch einer Bandscheibe wird es nicht gut tun wenn Sie vornübergebeugt aus einer Drehbewegung heraus einen Sprudelkasten anheben oder aus dem Auto wuchten.
Aber das ist auch schon die einzige Bewegung die Sie nicht zu oft machen sollten.

Wenn es dann trotzdem mal weh tut weil Sie sich verdreht haben so weiß man, dass die Schmerzen erfahrungsgemäß nicht lange anhalten und gut behandelt werden können.

4. Sie haben es selber in der Hand

Sie sind dem Schmerz nicht hilflos ausgeliefert und können ganz entscheidend zur Besserung beitragen. Wichtig für den Umgang mit Rückenschmerzen ist die Überzeugung, dass Sie es selbst beeinflussen können.

Der Job der Ärzte ist es, die Rückenschmerzen einzuordnen und zu behandeln. Es ist aber bekannt, dass passive Maßnahmen wie Massagen nicht zum Ziel führen.
Manchmal sind die Zusammenhänge nicht direkt ersichtlich, aber man weiß dass Zufriedenheit und Freundschaften vor Rückenschmerzen schützt.
Aus dem Sporttraining weiß man, dass die Erholungsphasen genauso wichtig sind wie das Training. Gönnen Sie sich einen gemütlicher Spaziergang, ein warmes Bad, einen Besuch der Therme oder eine Runde Nordic Walking.

5. Mobbing tut weh

Was glauben Sie?
Sind es die körperlichen oder die psychosoziale Faktoren die vorrangig für die Entwicklung von chronischen Rückenschmerzen sind?

Weltweit besteht klare Einigkeit darüber, dass für die Entstehung von chronischen Rückenschmerzen die psychosoziale Faktoren wichtiger sind als die physischen Faktoren.

Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz hat den größten Vorhersagewert. Mobbing ist Ausgrenzung, beides tun weh.
Weitere typische Faktoren für eine Chronifizierung von Rückenschmerzen:
- Einsamkeit
- Überzeugung, dass ich dem Schmerz hilflos ausgeliefert bin
- Überbewertung passiver Therapien wie Massagen
- Überzeugung, dass die Schmerzen etwas ganz Schlimmes sind
- Indianer, die keinen Schmerz kennen

Schutz vor Rückenschmerzen:
- ausrechend Entscheidungs-und Gestaltungsspielraum auf dem Arbeitsplatz
- gutes Betriebsklima
- Anerkennung Ihrer Arbeit
- gute Arbeitsorganisation
- ausreichende Erholungspausen

Ein guter Chef weiß das!

6. Bewegung hilft

Die Studienlage ist weltweit eindeutig:
Bei akuten Rückenschmerzen hilft Bewegung.

Wer sich bei Rückenschmerzen zu lange schont kann mit einer längeren Schmerzdauer rechnen.
Bewegen Sie sich soviel wie möglich, und wenn Sie unsicher sind, fragen Sie uns.

7. Wie bewegen?

Die Kernbotschaft lautet: einfach mal ausprobieren.
Es gibt wenig was Sie falsch machen können. Manche Menschen verlieren im Bemühen um die immerzu richtige Bewegung die Lebensleichtigkeit. Und haben dann dadurch mehr Probleme als es die Summe aller "falschen" Bewegungen im Laufe des Lebens je anrichten kann.

Was definitiv nicht gut ist:
- langes Verharren in einer Körperhaltung
- mit ausgestreckten Beinen aus einer Drehung heraus einen Sprudelkasten anheben

Eine Bandscheibe ist ein mechanisches Bauteil, wie z.B. ein Bolzen. Wenn Sie den stauchen, nach vorn verbiegen und gleichzeitig verdrehen wird er das nicht lange mitmachen. Auch einer Bandscheibe wird es nicht gut tun wenn Sie vornübergebeugt aus einer Drehbewegung heraus einen Sprudelkasten anheben oder aus dem Auto wuchten.
Aber das ist auch schon die einzige Bewegung die Sie nicht zu oft machen sollten.

Der menschliche Körper ist optimiert für Ausdauerbelastungen. Nutzen Sie das Wissen der Evolutonsbiologie.
Asphaltierte Straßen sind ein ganz neuer Aspekt desmenschlichen Lebens, darum wirkt auch das Barfußlaufen auf unebenem Grund vorbeugend.
Warum nicht einmal auf einem Bein stehend die Zähne putzen, oder einbeinig auf einem kleinen Trampolin stehen.

Ein weiterer Aspekt ist die Bewegung in allen Achsen: die Wirbelsäule kann und soll in allen Ebenen bewegt werden. Nicht ruckartig, aber oft.

8. Mythos STARKER RÜCKEN

Selbst Profifußballer wie Lucas Podolski, Arne Friedrich oder Arje Robben sind nicht vor Rückenproblemen gefeit.
Mit werbeträchtigen Aussagen wird gerne ein Zusammenhang zwischen starkem Rücken und Schmerzfreiheit suggeriert.
Dabei ist eine gute Rückenmuskulatur nur einer von vielen Faktoren die bei der Therapie von Rückenschmerzen eine Rolle spielen.
Die großen Körpermuskeln sind dafür gemacht, uns zu bewegen. Sie sind definitiv nicht dafür ausgelegt unser Körpergewicht zu tragen. Was passiert wenn wir das versuchen wir bei Überkopfarbeiten klar: nach einigen Minuten fallen uns "die Arme ab".
Die Natur hat andere Körperteile für das Tragen unseres Gewichtes entwickelt: die Knochen und Bänder. In Echtzeit regelt der Körper das fein ausgewogene Spiel und die Stellung aller Komponenten. Dazu bedarf es einer guten Sensorik, einem guten Rechenwerk und schnellen Stellgliedern.

Sensorik:
Der Tiefensinn besteht aus Lagesensoren und dem Hautgefühl. Damit wissen wir auch mit geschlossenen Augen wie der Untergrund beschaffen ist und wo sich grad der Fuß befindet.
Im Hirn befinden sich die Lagesensoren.

Rechenwerk:
Bereits im Rückenmark werden Signale reflexhaft in Bewegungen umgesetzt. Für die Ausbalancierung des Körpers ist insbes. das Kleinhirn zuständig.

Stellglieder:
Für die Stabilisierung des Rückens ist die Tiefenmuskulatur da. Sie halten die Wirbelsäule im Gleichgewicht und den Rücken schmerzfrei.

In der heutigen Welt laufen wir mit Schuhen auf glatten Straßen. Die Feinkoordination geht verloren. Manche Patienten können nicht einmal mehr auf einem Bein stehen.
Die Koordination und Feinabstimmung ist für einen schmerzfreien Rücken wichtiger als eine einseitig gestärkte Muskulatur.

Matratze

Matratze

Solche Abbildungen werden der Tatsache nicht gerecht, dass wir un in jeder Nacht etwa 50 mal umlagern.

Matratzen
Ein weitere Mythos ist die Matratzenfrage. In unabhängigen Tests schneiden zumeist Kaltschaummatratzen im unteren Preissegment am Besten ab. Die Matratze sollte mittelhart bis hart sein. Kaltschaum reicht nahezu immer aus.

9. richtig Heben
Heben von Spudelkasten

Heben von Spudelkasten

So nicht!

Noch einmal der Vergleich mit einem Bolzen. Schließlich ist die Wirbelsäule und die Bandscheiben auch nur ein mechanisches Element.

Hohe Lasten sollten körpernah gehoben werden, sonst sind die Kräfte im vorderen Teil der Bandscheibe riesig. Wenn Sie die Bandscheiben dann noch drehen würde auch ein Bolzen das nicht lange aushalten: Gewichtsbelastung, verbiegen und verdrehen. Das sind Kräfte in 3 Ebenen.

Also: Sprudelkasten nicht mit verdrehtem Oberkörper aus einem tiefen Kofferraum heben. Denken Sie an den Bolzen!

10. Allein macht es keinen Spaß

Alleinsein, Vereinzelung und Einsamkeit tun weh, auch körperlich. Das haben neue Forschungsergebnisse eindrucksvoll belegt.
Aber mal ehrlich, erstaunt uns das wirklich?

Nein, unsere Großentern wussten es auch schon.
Bewegung in der Gruppe macht mehr Spaß. Darum bin ich ein großer Anhänger von Rehasport. Auch gemeinsames Kochen, Essen, Lachen, verreisen, Quatsch machen....egal was. Mit anderen Menschen macht es mehr Spaß und schützt uns letztendlich vor Schmerzen.

Denn chronische Schmerzen hatten in der Evolutionsgeschichte den Sinn, uns in die Schutz und Nahrung gebende Gruppe zurückzudrängen. Wir sind nun mal soziale Wesen, ob wir es wollen oder nicht.

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Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen:
mal nach langem Stehen, Gehen, Sitzen. Oder andauernder Schmerz.


Jeder seriöse Abhandlung über Rückenschmerzen beginnt mit Zahlen über die horrenden Auswirkungen auf die Volkswirtschaft: wieviel Arbeitstage und Geld durch Rückenschmerzen verloren gehen.
Dabei geht manchmal das Leid des Einzelnen und die verlorene Lebensqualität vergessen.

Rückenschmerzen als alleiniges Symptom zu betrachten und zu behandeln wird der Erkrankung nicht gerecht. Im Schmerzzentrum kennen wir die typischen Ursachen und Auslöser. Und wir sind auch nach jahrzehntelanger Erfahrung nicht überrascht, wenn Sie untypische Symptome und Ursachen aufweisen.

Schmerzlokalisationen

In der Presse ist gelegentlich zu lesen, dass in 85% der Fälle die Ärzte auch nicht wüssten woher die Rückenschmerzen kommen.
Zitat aus dem SPIEGEL 10/2011: "Und was die Patienten nicht ahnen: Die Ärzte wissen in 85 Prozent der Fälle nicht, warum das Kreuz weh tut."

Bei der Zahl von 85% handelt es sich um den sog. unspezifischen Rückenschmerz, also einen Schmerz, für den keine schlimmen Gründe zu finden sind (Entzündung, Bandscheibenvorfall, Tumor...).
Seinen Sie gewiss: in den meisten Fällen gelingt es, die Ursache von Rückenschmerzen zu finden und dann auch zu therapieren. Auch wenn das Röntgenbild unauffällig ist.

spezifische Ursache für Rückenschmerzen

spezifische Ursache für Rückenschmerzen

Schrotschußverletzung und Kokainpacks im Darm

Je nachdem, an welche Fachdisziplin Sie geraten, werden gewisse Lieblingsdiagnosen gestellt:
- Ein Bein ist länger -> Einlagen
- Wirbel hat sich verkeilt -> Einrenken
- Matratze ist schuld
- zu viel gesessen, gestanden, gehoben, gelaufen… -> Buße tun
- schlechte Haltung, Verschleiß -> teure Aufbaupräparate
- zu wenig Sport -> Fitnesssekten
-Röntgen:Osteochondrose, Spondylarthrose
- Kaffeesatzlesen aus normalen Röntgenbild

Warum schmerzt der Nacken bei Stress?

Die folgende Erklärung ist ein gutes Beispiel für den Zusammenhang zwischen Körper und Seele. Die modere Schmerzmedizin unterscheidet nicht mehr streng zwischen Physis und Psyche. Es gehört beides betrachtet.

Vielleicht kennen Sie das Problem: in stressigen Momenten schmerzt der Nacken. Der Volksmund kennt den Zusammenhang schon seit Jahrhunderten: ".......die Angst sitzt mir im Nacken.......die Last ist zu groß......den Kopf einziehen....."
Auch in der griechischen Mythologie tragt Atlas die Last der Welt mit dem Nacken. Darum heißt übrigens der 1. Halswirbel "Atlas".

Wir reagieren reflexartig auf Angst, Bedrohung und Stress mit einer Anspannung der Nackenmuskeln. Das ist ein in Jahrtausenden erlernter Schutzreflex. In der Steinzeit war es überlebenswichtig, bei Bedrohung durch Tiere oder Feinde unsere verwundbarste Stelle zu schützen: den Hals. Darin verbeißt sich ein Wolf.
(Darum haben Männer Bärte und Bären überschüssige Haut am Hals.)
In der Steinzeit waren solche Situationen zeitlich begrenzt, nach wenigen Minuten war die Situation geklärt, wie auch immer.
Heute sind die Bedrohungssituationen komplexer und deutlich länger: Existenzangst, Schulden, Mobbing.
Aber unsere Reaktion darauf ist genauso wie es sich in der Evolution bewährt hat: wir ziehen den Kopf ein und schützen die Kehle.
Wenn sie bedenken dass nach 5 min Überkopfarbeiten die Arme schmerzen wird klar, dass das stundenlange Anspannen der Halsmuskeln unweigerlich Beschwerden machen muss. Die quergestreiften Muskeln sind nicht gemacht für lange, statische Anspannung.

Im Schmerzzentrum werden Ursachen ausführlich erfasst und besprochen. Wie Sie sich denken können leiden Patienten mit einer Angststörung überdurchschnittlich häufig an Nackenverspannungen. Dass gilt aber nicht im Umkehrschluss.

Warum schmerzt der Rücken?

Warum schmerzt der Rücken?

Seele und Schmerz

Chronische Schmerzen sind wie ein Ohrwurm:
Sie hören eine Melodie und werden sie nicht mehr los. Grade vergessen, hören sie diese erneut und schon hat sie sich richtig festgesetzt. Je mehr Sie sich darauf konzentrieren um so lauter wird der Ohrwurm. (Versuchen Sie jetzt nicht an einen rosa Elephanten zu denken!.....und, haben Sie es geschafft? :] ). Sie können sich in ein MRT legen, ein EEG anfertigen lassen und sonst weiß was für Untersuchungen über sich ergehen lassen. Keiner wird den Ohrwurm in Ihrem Kopf finden..aber er ist da, er ist real, Sie hören ihn. Er hat sich im neuronalen Netzwerk Ihres Hirns festgesetzt.
Nicht anders verhält es sich mit dem chronischen Schmerz. Ausgelöst durch einen akuten Schmerz kommt es zu Lernvorgängen: das Hirn mitsamt aller Zwischenstationen stellt sich auf den Schmerz, der ja anfangs noch eine Warnfunktion hat, ein und erhöht die Aufmerksamkeit dafür: irgendetwas ist nicht in Ordnung und der Körper könnte ja Schaden nehmen. Das Hirn legt förmlich das "Ohr auf die Schienen".
Soweit handelt es sich um Vorgänge die fast immer ablaufen. Aber bereits jetzt wird klar, dass auch ein akuter Schmerz behandelt werden sollte um diese Lernvorgänge, auch als Schmerzgedächtnis bezeichnet, zu verhindern. Damit daraus ein chronischer Schmerz wird bedarf es einer psychosozialen Disposition. oder einer Störung in den schmerzverarbeitenden Systemen. Die Ursachen können genetisch, hormonell, psychisch, sozial, neuropsychologisch oder umweltbedingt sein.
Wenn man die neuen Erkenntnisse der Epigenetik hinzuzieht wird verständlich, wie sich 1-2 Generationen zuvor erlerntes Verhalten im Ablesen des genetischen Code niederschlägt. In einer Studie aus dem Jahre 2014 aus Atlanta konnten Forscher zeigen, wie Angst bei Mäusen über 2 Generationen vererbt wird (veröffentlicht in Nature und im Spiegel). Auch ich habe in meiner Kindheit träume von Kriegsereignissen erlebt die als Stellvertreterträume der Kriegsenkel erklärlich sind.

Wenn keine Hinweise auf eine scherwiegende Erkrankung (spezifische Rückenschmerzen) vorliegen dann ist die genaue Befragung und die Untersuchung wichtiger als Röntgenbilder.
- Wie lange bestehen die Schmerzen schon?
- Welche Körperpartien sind betroffen?
- Wie oft haben sie Schmerzen, wie lange halten sie an?
- Wann treten sie auf? Beim Laufen, Stehen, Sitzen, Aufstehen, beim Umlagern im Bett?
- Was verbessert die Beschwerden?
- Was haben Sie bereits alles dagegen getan?
- Abfragen von typischen Auslösern.

Wenn Sie Röntgenbilder mitgebracht haben werden wir und diese gemeinsam mit Ihnen anschauen.
Nicht selten erwidern Patienten auf die Frage, was sie zu uns führt, mit der Antwort: "Schauen sie die Bilder an, ich habe 3 Bandscheibenvorfälle!".
3 relevante Vorfälle sind selten und solche Aussagen kommen zustande, wenn die Röntgenbefunde fehlinterpretiert werden.
Lesen Sie folgenden Kernspinbefund und Sie sind überzeugt so richtig krank zu sein:

Steckfehlstellung mit steilgestellter Lendenwirbelsäule
Initiale Osteochondrose Th 10-12 und L 1-L4, ausgeprägt bei L 4/5 teilweise erosiv mit Deckplattenödem Modik 1 und ventralen osteophytären Abstützreaktionen
Intraspinale Bandscheibenprotusionen L 3/4 und L 5/S1.
Bandscheibenprolaps L 4/5 medio bi-paramedian mit Pellottierung des Duralsackes und Kontakt zu den Wurzeln L5 beidseitig rechts betont.
Spondylarthose L 4/5 beidseitig und initial L 5/S1 beidseits. Deutlich verdickte Gelenke mit beginnender Einengung des Spinalkanals
Kombinierte Foramenstenosen L 4-S1 beidseits, besonders L 4/5 rechts
In der T2 Wichtung vermindertes Signal der unteren lumbalen Bandscheiben als Hinweis auf Wasserverlust mit „black disk“

Der Befund kann für einen durchschnittlichen 50jährigen durch 2 Worte ersetzt werden:

Altersentsprechender Befund.

Der Radiologe beschreibt auf den Bildern alles was er sieht, und das sind natürlich auch Verschleißerscheinungen.
Wenn ein Gutachter mein Auto (150.000km) beurteilt, wird ein mehrseitiger Bericht dabei herauskommen. Dass ich aber damit dennoch im Jahr problemlos 30.000km fahre ist davon unbenommen.
Verschleiß ist normal; meistens macht das keine Probleme.
Bei jeder Bewertung eines Befundes ist die Relevanz wichtig. Darum werde ich die Röntgenbilder mit Ihnen besprechen.
Mache ich nur genügend Untersuchungen finde ich immer einen vielleicht behandlungsbedüftigen Befund. Das führt zu der Aussage, dass nur der gesund ist, der nicht ausreichend diagnostiziert wurde. Etwas zynisch, ist aber etwas wahres dran.

Dazu empfehle ich die SWR Sendung von Manfred Lütz: Gesund und gleichzeitig krank.

Die gute Nachricht zuerst:

...zumeist sind Rückenschmerzen unkompliziert und gehen nach Tagen bis Wochen zurück. Therapie mit frei verkäuflichen Schmerzmedikamenten ist im Akutfall hilfreich. Bettruhe hat sich nicht bewährt. Auch sollte der Alltag schnellstmöglich wieder aufgenommen werden. In diesen Aussagen decken sich weltweit die Studien um Thema Rückenschmerz. Dahinter stecken auch keine Wirtschaftsbosse die natürlich die Ausfallszeiten durch Rückenschmerzen gering halten wollen. Es hat sich gezeigt, dass es den Patienten unter diesen Maßnahmen schneller besser geht.
Darum ist die Aufklärung so wichtig: Im Schmerzzentrum werden nach der Anamnese und körperlichen Untersuchung spezifische Ursachen für Rückenschmerzen ausgeschlossen. Wenn es unspezifische Rückenschmerzen sind ist es wichtig, den Patienten die Angst zu nehmen die jeden Menschen mit starken Schmerzen befällt:
- Dass es sich "nur" um Schmerzen handelt, die zwar sehr lästig sind, aber nicht gefährlich. (Wichtig: "nur" in Anführungszeichen!)
- Dass sich hinter den Schmerzen keine bösartige Erkrankung verbirgt und in einigen Tagen das ganz zumeist vergessen ist.
- Dass wenn die Schmerzen nicht zeitgerecht zurückgehen wir weitere Diagnostik organisieren und nicht lockerlassen.
- Dass Rückenschmerzen immer mal bei Lebewesen auftreten die sich für den aufrechten Gang entschlossen haben.
- Dass Sie sich trotz der im Röntgenbild gefundenen Verschleißerscheinungen den Mount Everest besteigen können oder sich am Bungeeseil in die Tiefe stürzen können.

Aber Sie würden nicht im Internet recherchieren wenn Sie zu dieser Gruppe von Menschen gehören.

Wenn es nicht besser wird....

Wahrscheinlich würden Sie nicht gerade im Internet zum Thema Rückenschmerz recherchieren wenn Sie ein wie oben beschriebener unkomplizierter Fall sind.
Vielleicht sind Sie es doch, aber es hat Ihnen noch keiner gesagt.
Manchmal macht die Angst mehr Beschwerden als die Beschwerden selber. Manche Patienten haben die Aussage eines Arztes: "Sie werden irgendwann mal im Rollstuhl enden." tief verinnerlicht. Auch vorschnelle Verbote des Lieblingssportes führen selten zu mehr Unbeschwertheit im Leben.

Die Prognose hängt von vielen Faktoren ab, und eine Aussage dazu ist erst nach ausführlicher Anamnese, Untersuchung, Schmerzbefragung ggf. einzelnen diagnostischen Infiltrationen möglich.
Ein Teil des Erfolges können Sie in unsere Hände geben. Wir müssen erst einmal die Voraussetzungen schaffen dass Sie Ihren Körper wieder so einsetzen wie es die Natur vorgesehen hat:
- unbeschwerte Ausdauerbelastung

Dazu können Sie auf alle Methoden zurückgreifen die im Schmerzzentrum angeboten werden.

Danach sind Sie an der Reihe. Klar ist, das Menschen die sich zu wenig oder zu viel Bewegen Schmerzen entwickeln. Die richtige Dosierung ist nicht schwer zu finden, und bei der Dosisfindung sind Sie nicht allein.

Die Therapie wird gemeinsam mit Ihnen nach einer ausführlichen Anamnese, Untersuchung, Schmerzbefragung ggf. einzelnen diagnostischen Infiltrationen festgelegt.

Dazu können Sie auf alle Methoden zurückgreifen die im Schmerzzentrum angeboten werden.

Die wichtigste Therapie ist die Aufklärung!!

- Wie schlimm ist es wirklich?
- Habe ich noch schlimmeres zu befürchten?
- Wo kommen die Schmerzen her?
- Habe ich etwas falsch gemacht?
- Was kann ich tun damit so etwas nie wieder passiert?


Ein Teil des Erfolges können Sie in unsere Hände geben. Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, dass Sie Ihren Körper wieder so einsetzen, wie es die Natur vorgesehen hat:
- unbeschwerte Ausdauerbelastung

Ob Krankengymnastik, Rehasport, Medikamente, Operation, Akupunktur, Chilipflaster, Gespräche, Infusionen, Spritzen, Nervenblockaden, Einrenkungen, Reizstrom, Laserverödung.......
......die Therapie wird immer modulartig und individuell zusammengestellt.

Manchmal ist es das Beste, möglichst wenig zu tun.
Hier die 13. Regel des House of god:

The delivery of best medical care is to do as much nothing as possible.

Zitat aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung:
• 80 bis 90 Prozent aller Rückenpatienten sind bei erstmaligem Auftreten der Rückenbeschwerden innerhalb von sechs bis acht Wochen wieder beschwerdefrei. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine – und ggfs. welche – Therapie durchgeführt wurde.

• Zu viel Diagnostik, Schonung, Schmerzvermeidung und passive Behandlungen verlängern offensichtlich sogar die Rückenschmerzen. Alltagsaktivitäten so schnell wie möglich wieder aufzunehmen und schnellstmögliche Rückkehr zur Arbeit und zur Normalität, verringern hingegen Rückenschmerzen, Arbeitsunfähigkeitstage, Rückfälle (Rezidive) und andere Folgeprobleme.

Prävention von Rückenschmerzen

• Der Primär- und Sekundärprävention kommt eine erhebliche, derzeit noch unterschätzte Bedeutung in der Vorbeugung und Versorgung von Rückenschmerzen zu.

• Ein Ansatzpunkt liegt in einer gesundheitsförderlichen Gestaltung der Lebens- und Arbeitswelt, die auch psychosoziale Faktoren wie Handlungsspielraum, Anreizsysteme und Lebens- und Arbeitszufriedenheit berücksichtigt.

• In der verhaltensorientierten Prävention von Rückenschmerzen scheinen nur Trainings- und Bewegungsprogramme und Maßnahmen, die eine Einstellungsänderung im Sinne einer Entmedikalisierung bewirken, als erfolgreiche Ansätze.

Prävention von chronischen Rückenschmerzen

• Etwa 10 Prozent der Patienten verursachen 80 Prozent der Kosten. Ein entscheidendes Ziel der Gesundheitsversorgung liegt daher in der Vermeidung chronischer Rückenschmerzen.

• Beim Übergang vom akuten zum chronischen Rückenschmerz spielen diverse psychosoziale Faktoren eine entscheidende Rolle.

• Anhand dieser Faktoren lässt sich das Risiko für chronische Rückenschmerzen besser voraussagen als anhand der physischen Faktoren.

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