Morbus Sudeck

Morbus Sudeck (Kausalgie, CRPS=chronisch regionales Pain Syndrom) ist eine Störung des autonomen Nervensystemes nach Verletzungen, Entzündungen oder Operationen der Extremitäten.

Sie ist gekennzeichnet durch Schmerzen, Durchblutungsstörungen, Ödeme, Hautveränderungen, Knochenabbau und schließlich Funktionseinschränkungen wie Muskelschwäche und Kontrakturen.

Man unterteilt:
- CRPS Typ I (M. Sudeck): Trauma ohne Nervenverletzung
- CRPS Typ II (Kausalgie): Trauma mit Nervenverletzung

Auslöser sind zumeist Verletzungen der Extremitäten, wobei die Erkrankung an den Armen häufiger auftritt. Das können Entzündungen, Operationen, ein zu enger Gipsverband, Knochenbrüche oder Stauchungen ein. Selten kommt es auch ohne äußeren Anlass zu einem Sudeck. Das Auftreten hängt nicht von der Schwere de Verletzung ab.

Neben lokalen Veränderungen des autonomen Nervensystems und der peripheren Nerven sind auch zentrale Vorgänge an der Entstehung beteiligt. Hinweise dafür sind Beobachtungen, dass die Erkrankung auch an der anderen Körperhälfte vorkommen kann.

Die meisten Symptome sind mit einem Ungleichgewicht des autonomen Nervensystemes zugunsten des Sympatikus zu deuten. Es kommt zu Gefäßverengungen mit den Folgen für die Durchblutung und Versorgung.

Letztendlich ist noch keine einheitliche Ursache gefunden worden und je nach Fachrichtungen bestehen Diskussionen, ob die physische oder die psychische Komponente überwiegt.

Wahrscheinlich tritt ein CRPS (M. Sudeck) seltener nach Operationen in Regionalanästhesie auf.

Bewiesen ist der Effekt von Vitamin C (500 - 1.000mg täglich über 50 Tage ab dem OP-Tag). Es kommt zu einer Reduktion des Risikos um 75%.

Es gibt keine apparative Verfahren wie Röntgen oder Szintigraphiedie einen Sudeck beweisen noch ausschließen! Sie können nur die klinische Diagnose stützen.
Treten die bekannten Symptome nach einer Verletzung auf so sollte immer an einen M. Sudeck gedacht werden. Im Zweifelsfall empfehle ich eine frühzeitige Behandlung, da die Folgenerscheinungen eines zu spät behandelten Sudeck gravierender sind als möglichen Nebenwirkungen seiner Therapie.

Es sollte mittels einer Blutuntersuchung eine Entzündung ausgeschlossen werden. In den ersten 6 -12 Wochen liefert eine Szintigraphie wertvolle Hinweise, später im chronischen Stadium zeigt das Röntgenbild charakteristische Knochenveränderungen.

Entscheidend für eine gute Therapie ist die frühzeitige Diagnose. Im Spätstadium der Erkrankung ist mit bleibenden Schäden zu rechnen. Im Zweifelsfall empfehle ich eine frühzeitige Behandlung, da die Folgenerscheinungen eines zu spät behandelten Sudeck gravierender sind als möglichen Nebenwirkungen seiner Therapie.

Je nachdem wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist kommen verschiedene Therapieoptionen in Betracht:
- Physiotherapie: im akuten Stadium nicht an der betroffenen Extremität, danach erforderlich.
- Ergotherapie: insbes. Spiegeltherapie. wichtiges Element der Therapie
- Medikamente: wichtiger Eckpfeiler der Therapie
- Blockaden: gezielte Blockade des überschießenden Sympatikus mit Injektionen von Lokalanästhetika
- Ketamin: in verzweifelten Fällen möglich

Patientenbericht

Im Juli 2014 besuchte eine Patientin meine Praxis, die nach einem Hundebiss am Unterarm das Vollbild eines Sudeck entwickelte. Weil mich ihre Geschichte faszinierte stellte sie in der Schmerzkonferenz vor. Ihr war es gelungen, die Erkrankung in einigen Wochen zu überwinden.

Hier ihr Text:

Primäre Symptome der Erkrankung, sind sehr starke, tiefe, brennend Schmerzen, sowie die rasche Entwicklung eines Ödems und der Immobilität der betroffenen Extremität in Folge.

Das Wichtigste ist zunächst eine wirksame Schmerztherapie!

ÖDEMREDUKTION

Aktive Mobilisation der betroffenen Extremität

Aufklärung des Patienten über die Erkrankung, damit er selbst Verantwortung übernehmen kann!

So schnell wie möglich das gewohnte Leben wieder aufnehmen:
Alltagsaktivitäten und Freizeitgestaltung schrittweise wieder aufzunehmen helfen die Erkrankung zu akzeptieren, Lebensqualität und Freude zurück zu gewinnen. Ödemreduzierung/ und möglichst zeitgleiche Mobilisation:

Hochlagern der betroffenen Extremität (als Beispiel wird der rechte Arm/ Hand genannt)

Übungen, die helfen können:
Aktive Mobilisation des Schultergürtels: Kreisen beider Schultern vor und zurück.
Die betroffene Hand beginnt mit kleinstmöglichen Bewegungen der Fingergelenke, die linke Hand macht die Bewegungen mit. Alle Fingergelenke werden Richtung Handinnenfläche gebeugt: Ziel ist der aktive Faustschluss.

Die Haut kann sehr empfindlich sein und mit Schmerzen auf Berührung reagieren, ein sanftes streiche(l)n der Haut, von der Hand in Richtung Schulter (der Arm soll dabei hoch gelagert sein) hilft das Ödem zu reduzieren.

Hat sich das Ödem deutlich reduziert, sind bilaterale ( der linke „Helferarm“ unterstützt dabei ) Übungen im Stand hilfreich, um wieder zu einer „normalen“ Beweglichkeit des betroffenen Armes zu gelangen: beide Arme ( die linke Hand hält dabei die rechte ) werden,( Schritt für Schritt – so, wie es aktiv möglich ist ) gestreckt über den Kopf geführt und nach unten Richtung der Füße.

Mit der Zeit wird auch das Greifen des Armes/ Hand hinter den Körper wieder möglich.

Alle Zuvor genannten Übungen, der Faustschluss und die folgenden Griffe können in die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) einbezogen werden.

Pronation: Der Handrücken ist sichtbar - die Finger greifen einen Gegenstand; zum Beispiel Brot aus einem Brotkorb.

Supination: Die Handfläche ist sichtbar- beide Handflächen zusammen könnten z.B. Wasser schöpfen.

Die Betroffene Hand kann zunächst als Haltehand eingesetzt werden, die linke Hand ersetzt die Rechte: zum Beispiel das Schälen einer Karotte mit einem Sparschäler; es gibt Sparschäler die für Links- und Rechtshänder geeignet sind.

Außerdem können Wickel mit Retterspitz (äußerlich) als sehr angenehm empfunden werden und Schmerzen lindern – kein Eis benutzen.

Entspannung/ Schmerzlinderung durch Atemtherapie.

Auch Spiegeltherapie hat mir geholfen.

Vermeiden: Hitze, Kälte, Druck und Zug, Erschütterung.

Als Betroffene habe ich alle beschriebenen Übungen selbst ausgeführt, sie haben mir geholfen in HANDLUNG zu kommen.

Monika Herold, Ergotherapeutin

Ich kann, weil ich will, was ich muss.
Immanuel Kant