Polyneuropahie

Symptome

Sensibilitätsstörungen
unangenehmen Missempfindungen (typischerweise beidseits, strumpfförmig, an den Füßen beginnend)
Kribbeln, Taubheit, Hitze- oder Kälte- und Schwellungsgefühle, Brennen

Koordinationsstörungen
durch Störung der Informationsübermittlung des Lagesinnes an das Gehirn. Dadurch ist das Gehen mit geschlossenen AUgen unsicher.

Lähmungen
peripher, atrophisch und oft symmetrisch

vegetatives Nervensystem
Veränderungen der Haut mit z.B. verminderter Produktion von Schweiß
Magen-, Darm- und Blasenentleerungsstörungen
Potenzstörungen
Ruhetachykardie
Einschränkung der Mydriasis (Pupillen-Dilatation)

Eine Polyneuropathie ist eine Schädigung der kleinen Nerven, sozusagen die "Arthrose der Nerven". Als erstes wird die Isolierung der Nerven geschädigt, darum könne Impuls von z.B. Gefühlsfasern aus Schmerzfasern überspringen. Auch kommt es zu Funktionsstörungen der Nerven (Kabelbrüche, Wackelkontakte).

Häufige Ursachen:

Diabetes 30-39%
Alkohol 11-12%
Akutes Guillain Baree Syndrom 6%
Toxisch außer Alkohol(überwiegend Medikamente 0,9-6%
Infektiös 5,4%
Vaskulitis 3-4,1%
Malabsorption 3,8%
Paraneoplastisch 2,7-3%
Ungeklärt 22-49%, 30-50% davon werden bei Nachuntersuchungen geklärt (B12-Mangel, Paraproteinämie, Vaskulitis).

Die Diagnose wird anhand der typischen Anamnese und dem Beschwerdebild gestellt.
In der körperlichen Untersuchung fällt eine abgeschwächtes Vibrationempfinden auf. Dabei wird eine Stimmgabel an die Knöchel gehalten.
Ein unsicherer Gang mit geschlossenen Augen ist auf eine Störung der Informationsweiterleitung der Lagesensoren an das Gehirn zurückzuführen.

Blutuntersuchung:
Im Schmerzzentrum wird Blut auf folgende Parameter untersucht:
Blutbild, Zuckerwerte, HbA1 (Langzeitzucker), Vit B, Leber-Nierenwerte, Antikörper, ggf. Borreliose

weitere Diagnostik:
Bestimmung der Nervenleitfähigkeit mittels Elektrophysiologie. Wenn ein Nerv elektrisch stimuliert wird kann an einem entfernten Ort der Impuls gemessen werden. Aus der Stärke und er Verzögerung können Rückschlüsse auf die Nervenfunktion gemacht werden.

Die Prognose ist besser wenn eine Ursache gefunden wurde, die dann abgestellt oder behandelt werden kann.
Wenn sich die Nerven nicht vollständig erholen und Beschwerden bleiben, so kann in den meisten Fällen mit den zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten die Lebensqualität wieder hergestellt werden. Eine komplette Schmerzfreiheit zu versprechen ist unseriös, zumal es so etwas gar nicht gibt. Aber die Schmerzen auf ein Maß zu reduzieren, dass damit ein ungetrübtes Leben möglich ist, kann dank neuer Therapiemöglichkeiten in Aussicht gestellt werden.

Wenn der Erkrankung eine Ursache zugrundeliegt ist der Schlüssel zur Therapie deren Bekämpfung.

-Infektionen: Behandlung mit Antibiotika
-Alkohol: Alkoholverzicht
-Vitamin-Mangel: Vit. B1 und B12-Gabe, zusätzlich Folsäure
-Diabetes mellitus: Optimierung des Blutzuckerspiegels
Zusätzlich wird mit Akupunktur und Vitaminen behandelt.

Sind die Beschwerden dadurch nicht gebessert oder findet sich keine Ursache, so bietet die medikamentöse Therapie gute Chancen auf Linderung. Dabei kommen 3 Medikamentengruppen zum Einsatz:
-Antiepileptika (Gabapentin, Pregabalin)
-Antidepressiva (Amineurin)
-Opiate

Pflaster mit Lokalanästhesie
Das schmerzhafte Areal kann mit einem Pflaster behandelt werden, das kontinuierlich ein lokales Betäubungsmittel abgibt.

Chilipflaster
Als weitere Therapieoption bieten wir die Behandlung mit einem Chilipflaster an. Dabei wird alle 3 Monate für etwa 1 Stunde in unserem Schmerzzentrum ein Chilipflaster auf die schmerzhaften Körperstellen aufgelegt.

Schmerzschrittmacher
Bei Versagen all dieser Optionen bieten wir einen Schmerzschrittmacher an. Mehr dazu HIER und hier:
Leitlinie: Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen